Wissenschaftliche Ansätze
Die literaturwissenschaftliche Grundlage des Projekts stellt Sandra Richters hermeneutische Studie ‚A History of Poetics‘ dar, die neben einer detaillierten Darstellung der historischen Entwicklung der Gattung Poetik und ihrer Wechselwirkungen mit anderen (nicht nur kunsttheoretischen) Bereichen eine umfassende Bibliographie sämtlicher wissenschaftlicher Poetiken sowie ausgewählter Ästhetiken und früher literaturtheoretischer Schriften enthält, die im Untersuchungszeitraum erschienen sind.
Beim Algorithmic Criticism nach Stephen Ramsay handelt es sich um einen „criticism prompted by the algorithmic manipulation of literary texts“ (Stephen Ramsay: Algorithmic Criticism. In: A Companion to Digital Literary Studies. Hg. v. Ray Siemens u. Susan Schreibman. Malden, MA 2007, S. 477-491, hier S. 477.). Dieser entsteht aus der Kombination von hermeneutischen und informationstechnologischen Textanalyse- und Visualisierungsverfahren.
Die variable Visualisierung ermöglicht eine Kombination aus hermeneutischem Close Reading und Distant Reading nach Franco Moretti: „Die Distanz, die zu den Gegenständen eingenommen wird, soll freilich den Zugang zu ihnen nicht erschweren, sondern statt dessen eine spezifische Form von Erkenntnis ermöglichen: Weniger einzelne Elemente bedeuten eine bessere Übersicht über ihre Abhängigkeiten untereinander.“ (Franco Moretti: Kurven, Karten, Stammbäume. Abstrakte Modelle für die Literaturgeschichte. Übers. v. Florian Kessler. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, S. 7.)
ePoetics als Pilotstudie will zeigen, wie sich hermeneutische und algorithmische Verfahren sowie solche der Visualisierung im Verständnis eines ‚Algorithmic Criticism‘ wechselseitig anregen und ergänzen.